Ahrtor: Schlüsselübergabe an Ahrtal-Tourismus

Das "begehbare" Ahrtor

In Kürze ist es soweit: Das Ahrtor kann künftig bei Gästeführungen genauer in Augenschein genommen werden. Heute erfolgte direkt vor dem imposanten Bauwerk die Schlüsselübergabe von Bürgermeister Guido Orthen an Christian Senk, Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e. V.. Bei der Corona-bedingt nur kleinen Eröffnungsfeier mit dabei waren auch Hans-Georg Klein als Vorsitzender des Heimatvereins Alt-Ahrweiler, Jochen Ulrich als Hutenmeister der Ahrhut und Andrea Mehlem als 1. Vorsitzende des Ahrtal Gästeführer e.V..

„Die Öffnung des Ahrtors im Rahmen von Besichtigungen wird die touristische Attraktivität des Stadtteils Ahrweiler in hohem Maße steigern“, sagte Orthen. Der Bürgermeister weiter: „Die mittelalterlich geprägte Stadtgeschichte und die Schönheit der Umgebung kann so für alle Interessierten noch erlebbarer werden.“ „Bei der Landesgartenschau 2023 wird auch der Stadtteil Ahrweiler mit besonderen Projekten vertreten sein“, ergänzte Erster Beigeordneter Peter Diewald. „Und dann wird das Ahrtor sicherlich ein Anlaufpunkt für viele Besucher darstellen.“

Der Ahrtal-Tourismus plant schon vorher – ab dem Sommer 2021 – regelmäßige Führungen durch das historische Gemäuer anzubieten. Gästeführer nehmen die Besucher dann mit auf eine faszinierende Tour in die Vergangenheit Ahrweilers, bei der die Geschichte des Stadttors und der Stadt vom Mittelalter, über den 2. Weltkrieg bis in die heutige Zeit wieder lebendig wird. „Für unsere Gäste ist das Geschichte zum Erleben und Anfassen. Ich danke der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, dass sie das möglich gemacht hat. Die Führungen durch das Ahrtor sind ein sehr attraktives neues Angebot für Touristen und Einheimische“, sagte Christian Senk, Geschäftsführer des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e. V. Die Führungen werden rund 1,5 Stunden dauern, teilnehmen können bis zu 14 Personen. Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler erhalten die Möglichkeit, im Sommer an Sonderführungen für einen Preis von drei Euro pro Person teilzunehmen.

Schon lange war es ein großer Wunsch der Stadtbewohner und Gäste von Bad Neuenahr-Ahrweiler, das Ahrtor für Besucher zugänglich zu machen. Im Zuge der Planungen für die Landesgartenschau Bad Neuenahr-Ahrweiler 2023 wurde diese Idee aufgegriffen und in Verbindung mit der Renovierung des Bauwerkes ab 2020 realisiert.

Der Zugang für die Besucher erfolgt zukünftig über zwei neue Stahltreppen, die im Außenbereich des nach 1945 rekonstruierten Flankenhalbturms auf der Stadtseite angebracht wurden. Über diese gelangt man in Nähe des Wehrgangs zum neuen Eingangsbereich des Ahrtors auf der ersten Geschossebene. Aufgrund der besonderen historisch gewachsenen Gebäudesituation war eine barrierefreie Erschließung leider nicht möglich. Die Durchführung der Maßnahme erfolgte in guter Kooperation mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) und der Aufsicht- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Die Gesamtkosten von rund 123.600 Euro werden mit einem Landeszuschuss in Höhe von 66 Prozent aus dem Bund-Länder-Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ unterstützt.

Wahrzeichen und Identitätsstifter

Das Ahrtor ist mit seinem mächtigen Turm und den beiden wuchtigen flankierenden Halbtürmen auf der ehemaligen Hauptangriffsseite der Stadt das Sinnbild des Stadt-Gefühls der Ahrweiler Bürgerinnen und Bürger. Es gibt wohl keinen Ahrweiler Haushalt, in dem nicht ein Gemälde, eine Zeichnung, eine Medaille oder ein Weinglas vorhanden ist, auf dem das Ahrtor abgebildet ist.

Das Ahrtor trotzte allen Kriegen und Krisen. Außer im 15. Jahrhundert ist es nach den bisherigen Forschungen nie so stark zerstört worden wie im Zuge des Bombenhagels über Ahrweiler am 29. Januar 1945. Welche Bedeutung das Ahrtor als identitätsstiftendes Bauwerk für die Ahrweiler Bürgerinnen und Bürger besitzt, zeigt sich darin, dass schon 1957/58 mit dem Wiederaufbau des Torturmes begonnen werden konnte, obwohl die Bevölkerung noch an den Nachwirkungen des Krieges zu leiden hatte.

Historie

Die Geschichte des Ahrtors ist unmittelbar verbunden mit der Ahrweiler Stadtbefestigung. Unter den insgesamt vier Toren ist es das größte und wehrhafteste. Die Errichtung von Stadtbefestigung und Toren lässt sich in Ahrweiler ab 1246 datieren, nachdem Graf Friedrich von Hochstaden seinem Bruder Konrad, dem Erzbischof von Köln, die Vogtei Ahrweiler geschenkt hatte. Damit wurde Ahrweiler Teil des Erzbistums Köln und blieb es bis 1794. Erste schriftliche Belege in Urkunden über den Baubeginn einer Stadtmauer von Ahrweiler stammen aus dem Jahr 1259. Ab 1261 werden die vier Stadtgräben, 1297 die vier Stadttore, 1298 der Mauerring erwähnt. Aus noch erhaltenen Urkunden und Schriftstücken ist auch bekannt, dass alle vier Tore ein vorgelagertes Tor und eine Zugbrücke über den Graben besaßen und einen Zwinger, wie man ihn von Burgen kennt, um die Stadteingänge mehrfach abzusichern (siehe Rekonstruktion H.-G. Klein/Zeichnung J. Thies).

Bis heute schützt die Mauer einen innerstädtischen Bereich von rund 18 Hektar, In diesem Areal wurde früher nicht nur gewohnt, sondern auch gearbeitet, das Vieh gehalten und ein meist größerer Garten für den täglichen Bedarf gepflegt. Zur Kontrolle und Bewachung der Mauer dienten zur Stadt hin offene Wehrtürme sowie eine sogenannte „Hurdengalerie“. Hierbei handelte es sich um einen Laufgang auf der Mauerkrone, der über Kragbalken erweitert wurde. Sogenannte Wichhäuser waren auf der Mauer aufgesetzt und dienten als überdachte Beobachtungsposten.

Besucherinformation im Ahrtor

Über all diese hochinteressanten Aspekte berichten vier große und gut illustrierte Informationstafeln in den für die Besucher zugänglichen Räumen des Ahrtors. Sie entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem bekannten Ahrweiler Heimatforscher Hans-Georg Klein, der durch seine seriöse Auswertung der Archivdokumente die besten Voraussetzungen für eine solche Präsentation geschaffen hat.

Trotz des umfangreichen Wissens zur Geschichte des Ahrtors ist nur wenig darüber bekannt, wie man sich das Leben in diesem Gebäude vorstellen darf. Wie wurde das Gebäude beleuchtet? Wie haben sich die Wachen oder Helfer mit Essen versorgt? Gibt es noch Spuren von Kampfhandlungen wie Waffen und Munition? Und was hat sich aus der Zeit erhalten, als das Ahrtor auch als Gefängnis diente?

Antworten werden mit Hilfe von einigen historischen Gegenständen aus der musealen Sammlung der Stadt gegeben. Sie stammen zwar nicht direkt aus dem Mittelalter, aber Funktion und Aussehen haben sich über die Jahrhunderte nur sehr wenig verändert. (Foto: Öllampe // Steinkugeln)

Information zur Besichtigung des Ahrtores:

Führungen können direkt beim Ahrtal-Tourismus unter der Telefonnr. 02641/91710 oder verkauf(at)ahrtal.de gebucht werden. Zum genauen Starttermin der Führungen für Gäste und Einwohner informiert der Ahrtal-Tourismus auf www.ahrtal.de. Die Führung ist leider nicht barrierefrei. Die Kosten für eine Gruppenführung (max. 14 Personen) liegen bei 95 Euro.