Erinnerungstafel am Geburtshaus in der Niederhutstraße montiert:

Der Erste Beigeordnete der Stadt, Peter Diewald, Hauseigentümer Saban Kismetli und Karl Heinen, der Neffe von Josef Heinen, sind sich einig: Es ist eine gute Sache, dass am Geburtshaus von Josef Heinen in der Niederhutstraße 57 in Ahrweiler zukünftig eine Erinnerungstafel über die mutige Tat dieses Ahrweiler Bürgers informiert, von der selbst Angehörige der Familie lange Zeit nichts wussten. In der Hoffnung, dass bald wieder Gästeführungen durch Ahrweiler stattfinden können, haben sich die Anwesenden daher vor dem Haus eingefunden, um die Tafel der Öffentlichkeit zu übergeben.

Als Josef Heinen am 20. Juli 1969 von der Internationalen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem wegen seines mitmenschlichen Verhaltens während des Nationalsozialismus geehrt wurde, war selbst die eigene Familie überrascht gewesen. Heinen hatte das, was er aus tiefster christlicher Überzeugung getan hatte, nicht für besonders erwähnenswert gehalten.

Immerhin war dieses Tun aber so außergewöhnlich gewesen, dass ihm am 16. Oktober 1969 vom israelischen Botschafter der „Orden der Gerechten“ überreicht wurde und für ihn darüber hinaus ein Baum in der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ und 1971 zwei weitere Bäume im „Walde der Märtyrer“ gepflanzt wurden. Zuvor, am 24. November 1970 war er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande, übergeben von Bundespräsident Dr. Gustav Heinemann, ausgezeichnet worden.

Wer aber war Josef Heinen und wodurch hat er sich ausgezeichnet?

Heinen, 1898 in der Niederhutstraße 57 in Ahrweiler geboren, blieb sein Leben lang zutiefst mit seiner Heimatstadt verbunden. Hier war er 1912 Hauptmann der Aloisius-Jugend, 1923 Fähnrich der St. Laurentius-Junggesellen-Schützengesellschaft gewesen und hier hatte er auch von 1913 bis 1916 den Beruf des Einzelhandelskaufmanns erlernt. 1928 zog er nach Adenau und eröffnete dort in der Hauptstraße 30 ein Möbelgeschäft. Nachdem dieses 1944 durch Bomben zerstört worden war, kehrte er nach dem Ende des Krieges wieder nach Ahrweiler zurück. Viele Jahre wohnte er in der Walporzheimer Straße 86 und später in der Büllesheimer Straße 9, sein Grab befindet sich auf dem Ahrweiler Bergfriedhof.

Mit der Eröffnung seines Möbelgeschäfts in Adenau hatte er sich mit seinem Geschäftspartner Gerd Sonnenfeld angefreundet, der in Köln-Lindenthal eine Lampenschirmfabrik besaß und der jüdischen Gemeinde angehörte. Als Heinen 1941 davon erfuhr, dass Gerd Sonnenfeld und seine Eltern deportiert werden sollten, half er dem Freunde dessen betagte Eltern aus dem Judenhaus während eines Bombenangriffs zu retten. Anschließend versteckte die Familie bis zum Ende des Krieges in seinem Wochenendhaus in Liers. Aus seinen Erinnerungen berichtete Gerd Sonnenfeld, dass Heinen sie trotz der Gefahr für sein eigenes Leben immer wieder besucht und sie mit Lebensmitteln versorgt habe. Mit seiner Hilfe und dem Schweigen der Bevölkerung des kleinen Dorfes Liers hatten Gerd Sonnenfeld und sein Vater Theodor den Holocaust in Deutschland überlebt. Die bereits schwer erkrankte Mutter Johanna war am 21. Dezember 1945 in Liers verstorben.

Welche Bedeutung diese menschliche Tat für die Familie Sonnenfeld besessen hat, bringen die Worte von Theodor Sonnenfeld in einem Brief an Josef Heinen vom 16.10.1945 zum Ausdruck, wenn er schreibt:

„…Ich bin mir voll und ganz bewusst, daß Sie hiermit etwas Aussergewöhnliches getan haben, und hoffe, daß Ihre aufrichtige und eindeutige Gesinnung, die Sie hier unter Beweis stellten, zum Segen gereicht.“

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