Dürre, Hitze oder Starkregen – Klimaveränderungen sind nicht erst seit der Flutkatastrophe 2021 im gesellschaftlichen Bewusstsein angekommen. Als Heilbad- und Gesundheitsstandort ist Bad Neuenahr-Ahrweiler unter anderem aufgrund seiner Historie und Demografie besonders vulnerabel für klimatische Veränderungen, zum Beispiel gegenüber Hitze. Die Stadtverwaltung hat daher auf Grundlage eines Stadtratsbeschlusses vom Januar 2022 und der Daten einer Stadtklimaanalyse ein Klimaanpassungskonzept erarbeitet, das die kommunale Arbeit der kommenden Jahre durchziehen und begleiten soll. Fest steht: Nur durch eine erfolgreiche Anpassung an die Folgen des Klimawandels kann die Transformation hin zu einer resilienten und gleichzeitig lebenswerten Stadt gelingen.
Aber was genau bedeutet Klimaanpassung?
Aufgabe des Klimaanpassungsmanagements ist die Anpassung an die nicht mehr abwendbaren und erwartbaren Folgen des Klimawandels. Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler nimmt die bereits heute wahrnehmbaren Klimaveränderungen sehr ernst. Daher sollen auf Grundlage des neuen Konzeptes nun zügig wissenschaftsbasierte Maßnahmen umgesetzt werden, die auf den bestehenden Pfeilern (z.B. Regelung zur Begrünung von Fassaden und Dächern) aufbauen und das Stadtgebiet bestmöglich gegen zukünftige Extremwetterereignisse absichern. Dabei ist das Klimaanpassungskonzept nur einer von vielen wichtigen Bausteinen und reiht sich in weitere Vorhaben und Konzepte, z.B. der Aufbaugesellschaft (Hochwasserschutz) und des Tiefbaus (Regenrückhaltebecken), ein.
Zentrale Handlungsfelder der Klimaanpassung finden sich unter anderem im Grünflächenmanagement, der Innenstadtgestaltung, dem Gebäudemanagement, der Stadtplanung sowie in Land- und Forstwirtschaft wieder. Schon daran zeigt sich, dass die Klimafolgenanpassung in allen Bereichen der kommunalen Arbeit präsent sein wird. So sollen ihre Belange zukünftig bei der Planung aller anstehenden Baumaßnahmen berücksichtigt werden – auch über den Wiederaufbau hinaus. Auch bei der Verschränkung von Klimaschutz und Klimafolgenanpassung sollen Synergieeffekte genutzt werden.
Im Kern lassen sich aus dem Konzept drei Hauptziele ableiten: So soll zum einen die Starkregenvorsorge ausgebaut werden, indem durch Flächenentsiegelungen sowie Dach- und Fassadenbegrünungen zusätzliche Retentionsflächen geschaffen werden. Schwammstadtelemente wie Baumrigolen oder Zisternen sollen der Speicherung von Regenwasser dienen, das später in Dürreperioden wieder zur Bewässerung verfügbar gemacht werden soll. Zudem sollen im Rahmen der Hitzevorsorge Hotspots mit besonders hoher gesundheitlicher Belastung (hohe Versiegelung, geringer Grünanteil, mangelhafte Durchlüftung) identifiziert werden. Entsiegelung und Begrünung sowie die Berücksichtigung von Kaltluftströmen können dazu beitragen, das innerstädtische Klima zu verbessern. Zusätzliche Grünflächen und Baumpflanzungen sollen der zunehmenden Trockenheit vorbeugen. So kann neben dem Stadtklima auch die innerstädtische Biodiversität verbessert und die Aufenthaltsqualität gesteigert werden, was sich wiederum zu positiven Effekten für Wirtschaft und Tourismus führen kann.
Den im Klimaanpassungskonzept enthaltenen Katalog mit 28 zentralen Maßnahmen hatte der Stadtrat größtenteils bereits im April einstimmig angenommen. Er umfasst unter anderem die Verbesserung der Hitzevorsorge in sozialen Einrichtungen, die Aufwertung städtischer Grünflächen, die klimaangepasste Umgestaltung von Verkehrs- und Parkplatzflächen aber auch Kommunikationsmaßnahmen wie einen „Hitze-Knigge“, die in den kommenden Jahren sukzessive umgesetzt werden sollen. Synergien zum natürlichen Klimaschutz sollen Lebensräume für Vögel und Insekten sowie Ökosysteme bewahren, die Biodiversität erhöhen und das Mikroklima auch über den innerstädtischen Rahmen hinaus verbessern.
Neben den Gremien durften auch Bürgerinnen und Bürger bereits im Februar 2024 ihre Ideen im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung einbringen. Bei der Kommunikation wird neben der grundlegenden Sensibilisierung für das Thema die Partizipation der Menschen begrüßt. Durch die Berücksichtigung verschiedener Perspektiven interner und externer Akteure, einer soliden wissenschaftlichen Grundlage und die enge Einbindung der Klimafolgenanpassung in bestehende Planungs- und Verwaltungsprozesse sollen deren Bedürfnisse stets mit dem Erhalt des historischen und traditionellen Stadtbildes in Einklang bleiben. Durch Beratung und Förderung soll zudem auch die Umsetzung von Entsiegelung, Begrünung und anderen Maßnahmen im privaten Bereich gefördert werden.