Kunstrettung hautnah im Schaufenster

Wer dieser Tage durch die historische Innenstadt von Ahrweiler schlendert, hat im temporären Museumsdepot in der Niederhutstraße die Gelegenheit, Kunstrestauration aus nächster Nähe zu beobachten. Denn hinter dem Schaufenster der Hausnummer 21 sitzt Kacey Green und arbeitet an Keramik- und Porzellanexponaten aus der städtischen Sammlung, die die Flut vor drei Jahren zwar weitgehend unbeschadet aber stark verunreinigt überstanden haben.

Die 28-jährige Kacey Green, Studentin für Kunstrestauration und -erhaltung („art conservation“) der University of Delaware, war über andere Studierende auf die Situation im Ahrtal aufmerksam geworden. Schnell sah sie eine Chance, dort ihre Fähigkeiten zur Erhaltung und Restaurierung von Kunst im Rahmen eines Auslandspraktikums einzubringen, zu helfen und zugleich wertvolle Praxis-Erfahrungen zu sammeln.

Tatsächlich wird Kaceys Wissen in Bad Neuenahr-Ahrweiler mehr denn je geschätzt und benötigt: Zahlreiche Kisten mit Exponaten, die an der Universität Köln dankenswerterweise bereits gespült worden waren, warten im städtischen temporären Museumsdepot auf eine fachkundige Detailreinigung. Diese Aufgabe übernimmt nun während ihres rund zweimonatigen Aufenthaltes Kacey Green. Schlamm, Schimmelsporen und Verunreinigungen werden professionell beseitigt und die Exponate wieder „ausstellungsreif“ und zukunftssicher hergerichtet.

Dabei stößt die junge Restauratorin auch immer wieder auf Herausforderungen: „Die Bedingungen ohne klassisches Labor und mit eingeschränktem Equipment sind natürlich etwas ungewöhnlich. Aber ich habe alles, was ich benötige, und manchmal sind einfach kreative Lösungen und Ausprobieren gefragt. So lerne ich unglaublich viel“, betont Kacey.

Neben der Gelegenheit, Fachwissen zu erweitern ist sie auch dankbar für die Chance, ‚Kunstrestaurierung und -erhaltung‘ in den Fokus zu rücken. „Ich wünsche mir sehr, dass die Stadt weiterhin die nötige Unterstützung und Aufmerksamkeit mit Blick auf dieses wichtige Thema erhalten wird. Die Restaurierung und Sicherung von Kunst ist teuer, aufwendig und zeitintensiv und benötigt viel Equipment und Fachwissen. Aber sie ist auch unglaublich wichtig, um das kulturelle Gedächtnis einer Stadt und einer Region zu bewahren.“

Die Stadtverwaltung möchte den Bürgerinnen und Bürgern ermöglichen, Kacey Green nicht nur bei der Arbeit über die Schulter zu sehen, sondern auch mit ihr in den Austausch zu gehen. Dazu wird das temporäre Depot in der Niederhutstraße 21 am Mittwoch, 24. und 31. Juli, jeweils von 13 bis 16 Uhr geöffnet sein.

Kunst, die Betroffene und Helfer ehrt

Weiterhin derzeit im temporären Museumsdepot zu sehen ist eine rund dreißig Zentimeter hohe Skulptur aus Ton der Kunsttherapeutin und Künstlerin Annegret Goebels. Sie symbolisiert zugleich die Hilfsbereitschaft der Helfenden und das Leid der Betroffen und zeigt zwei augenscheinlich schlammbedeckte Menschen, die einander Halt geben. Die Statue wird in den nächsten Wochen im Depot zeigen, dass im Zusammenhang mit der Flut auch neue Kunst entstanden ist.