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Erinnerungskultur - Yad Vashem

Gedenkstätte Yad Vashem: Erinnerung an jüdische Gemeinden aus Bad Neuenahr-Ahrweiler in Israel

Anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz vor 75 Jahren fand in diesen Tagen das fünfte Welt-Holocaust-Forum in Israel statt. Bundespräsident Steinmeier durfte als erstes deutsches Staatsoberhaupt in der Gedenkstätte Yad Vashem sprechen.

Die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ist die größte und bedeutendste Gedenkstätte, die an den nationalsozialistischen Völkermord während des Zweiten Weltkriegs erinnert. Yad Vashem, hebräisch „Denkmal und Name“, steht gleichzeitig für die Botschaft dieses Ortes und ist heute eine dynamische und lebendige Begegnungsstätte für Menschen aller Generationen und Nationen.

Im Gedenken an die systematische Vernichtung der jüdischen Bevölkerung von 1941 bis 1945 wurde Yad Vashem im Jahr 1953 als Weltzentrum der Dokumentation des Holocaust, seiner Erforschung und Lehre gegründet. Die Gedenkstätte beherbergt zahlreiche Denkmäler wie beispielsweise die Halle der Erinnerung und die Halle der Namen. Hier sind die Namen der jüdischen Opfer verewigt.


Josef Heinen – ein „Gerechter unter den Völkern“

Im „Garten-“ und der „Allee der Gerechten unter den Völkern“ wird nicht-jüdischen Personen und Organisationen gedacht, die sich dem NS-Regime widersetzten und jüdische Personen retteten. Als „Gerechter unter den Völkern“ wird hier neben Namen wie Oskar Schindler auch Josef Heinen aus Ahrweiler aufgeführt. Josef Heinen hatte vier Jahre lang die jüdische Familie Sonnenfeld in seinem Wochenendhaus in Liers (Hönningen) versteckt und sie somit vor dem sicheren Tod bewahrt. Die Auszeichnung „Gerechter unter den Völkern“ ist die höchste Auszeichnung, die der Staat Israel an Nicht-Juden vergibt.

Das Tal der Gemeinden

Aber nicht nur die Namen der Opfer werden in Yad Vashem bewahrt. Ein besonderer Ort ist auch das Tal der Gemeinden. Hier erinnern 107 Steintafeln an die über 5000 europäischen, jüdischen Gemeinden die während der Schoah zerstört, vertrieben oder ausgelöscht wurden. Auch den jüdischen Gemeinden, in den beiden damals noch selbstständigen Städten Ahrweiler und Bad Neuenahr, wird hier gedacht. Auf einer der in Fels gemeißelten Tafeln sind die Städte Ahrweiler und Bad Neuenahr sowohl in lateinischer als auch in hebräischer Schrift eingraviert.

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinden in Bad Neuenahr und Ahrweiler

Laut Aufzeichnungen gab es in Ahrweiler schon im 15. Jahrhundert eine jüdische Gemeinde, die bis ins Jahr 1900 auf über 100 jüdische Einwohner anwuchs. Bereits sechs Jahre zuvor, im Jahr 1894, war die Ahrweiler Synagoge eingeweiht worden.

Das Heilbad Neuenahr zog seit seiner Gründung 1858 viele Ärzte, Hoteliers, Geschäftsleute und Gewerbetreibende in die Stadt. Unter ihnen waren auch Menschen jüdischen Glaubens, die hier ihre Berufe ausübten oder sich zur Kur aufhielten. Bereits 1896 wurde die jüdische Gemeinde in Bad Neuenahr gegründet, die 1901 in der heutigen Wadenheimer Straße eine Synagoge eröffnete.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurden die jüdische Familien auch im heutigen Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler gezielt Repressalien ausgesetzt und in die Isolation getrieben. Auch hier brannten am 9./10. November 1938 die Synagogen und wurden Menschen von April bis Juli 1942 in die Vernichtungslager deportiert.

Stolpersteine in Bad Neuenahr-Ahrweiler – „Wir haben nichts gewusst“?

70 Jahre nach Beginn der Deportationen in Bad Neuenahr-Ahrweiler verlegte der Kölner Bildhauer Gunter Demnig im Jahr 2012 die ersten Stolpersteine in Bad Neuenahr. Weitere Stolperstein-Verlegungen folgten in den Ortsteilen Heimersheim und Ahrweiler in den Jahren 2013 und 2014. Mit den goldenen, in das Pflaster eingelassenen Steinen will die Stadt den Opfern gedenken und die Erinnerung an den nationalsozialistischen Völkermord wachhalten.

Stolpersteine sollen Öffentlichkeit für eine Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit schaffen und lassen den Satz „Wir haben nichts gewusst“ nicht gelten. Sie sollen zeigen, dass der nationalsozialistische Völkermord millionenfach mitten in Deutschland begangen wurde. Sie sollen ein Mahnmal für die nachfolgenden Generationen sein und gleichwohl ein Zeichen gegen jede Form von Antisemitismus setzen. Für viele Angehörige haben die Stolpersteine, im Gedenken an die Opfer, eine besondere Bedeutung.